Zapster ausgebellt, Mai 2024

Zapster ist ein Hund und ein Held. Geboren in einem dunklen Schrank, entdeckte er in der Finsternis seine erstaunliche Superkraft: das innere Licht! Nun ist er frei und immer
zur Stelle, um zu helfen – auch wenn er nicht genau weiß, wobei.

Feiertage sind echt eine merkwürdige Sache. Eigentlich ist es ja toll, nicht arbeiten zu müssen, um endlich Zeit zu haben für all das, was sonst so liegen bleibt. An Feiertagen freie Tage feiern?Weit gefehlt! Weihnachten ist hier das beste Beispiel, aber selbst die Ostertage scheinen mittlerweile regelrecht durchgetaktet. Morgens hier zum Brunch, nachmittags da zum Kaffee, zum Abendessen mindestens zwei Termine. Die Familie, also Leute, die einem eigentlich nahestehen sollen, verlangt plötzlich unnachgiebig Anwesenheit, selbst wenn sie sich sonst kaum meldet. Wer welchen Termin bekommt, gerät dabei rasch zu einem Beliebtheitswettbewerb: „Ach, ihr wollt lieber da den Abend verbringen? Ich dachte, die kochen so ungern…“ Und selbst wenn es gelungen ist, alles zu organisieren und mithilfe einer Termin-App mit Alarmfunktion rechtzeitig von einem Besuch zum nächsten zu kommen, hat man es noch lange nicht geschafft. Bei jedem Treffen wartet ein gefährlicher Superschurke: Alte Gewohnheiten.

Das perfekte Feiertagsbild

Ihr kennt das vielleicht, die alten Konstellationen aus Eltern und Geschwistern, die alten Räume, die alten Rollen, und schon verfallen wir wieder in alte Verhaltensmuster. Wieder kommen die alten Fragen, die alte Kritik. Wieder wird verlangt, dass wir jene Rolle in diesem perfekten Feiertagsbild einnehmen, die uns von der jeweiligen Regie zugewiesen wurde. Da heißt es, Zähne zusammenbeißen und betreten auf den Teller mit Goldrand schauen, bis die Sache vorüber ist. So wie jedes Jahr. Ehrlich gesagt stimmt das nicht, zumindest nicht bei mir. Der größte Teil meiner Familie und ich haben den Kontakt abgebrochen, spätestens zu dem Zeitpunkt, an dem ich meine eigenen Regieanweisungen geschrieben habe.

Das heißt aber nicht, dass meine Feiertage nun leer sind. Die Familie meines Partners hat mich super liebevoll aufgenommen. Hier gehöre ich einfach dazu, so wie ich bin. Ich werde geschätzt für das, was sie kennengelernt haben und nicht für das, was sie in mir sehen wollen. Und daneben habe ich noch eine Familie: meine Wahlfamilie, wie RuPaul sagen würde. All die Freund*innen, die sich in der Zeit, in der ich mich selbst gefunden habe, nicht von mir abwandten, sondern an meine Seite stellten. Sie kennen meine Beweggründe, meine Wünsche, Ziele und Schwächen, einige von ihnen sogar meine Geheimnisse. Insofern bleiben meine Feiertage stressig, aber irgendwie genieße ich jeden Moment. Nur manchmal, wenn ich wieder einen Feiertagsfilm schaue, die in Wahrheit zu neunzig Prozent hetero-RomComs sind, merke ich, wie ich traurig werde über das, was ich verloren habe. Dann schaue ich weg vom Bildschirm nach links und rechts und sehe, was ich in meinem Leben gewonnen habe. Dann schnapp ich mir einen Keks und genieße, wie glücklich ich jetzt bin.

Ihr könnt mir gerne schreiben, wie das bei euch so ist. Für mich jedenfalls sind traditionelle Feiertage echt ein Auf und Ab der Gefühle. Da lobe ich mir fast schon Karneval. Aber eigentlich stehe ich gar nicht auf Masken.

So, Zapster hat ausgebellt für heute!

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