von Klara Eßer
Hey, mein Name ist Klara Eßer und ich bin Regisseurin bei Floodlight Musicals e.V., einem gemeinnützigen Musicalverein aus Aachen. Diesen Juni führen wir mit
unserem Ensemble und eigener Band vor fast 600 Menschen pro Vorstellung ein modernes Pop-Rock- Musical auf. Außerdem präsentieren wir in Kooperation mit Wannado Productions unseren ersten selbst entwickelten Kurzfilm über die Vorgeschichte zum
Musical. Das Musical BARE ist aus den frühen 2000ern, das eine klassische Coming-of-Age Geschichte erzählt.
Die Geschichte hat mich schon viele Jahre begleitet und liegt mir persönlich sehr am Herzen. Deswegen hat es mich sehr gefreut, es endlich auch selbst sowohl für die Bühne als auch für den Film inszenieren zu dürfen und damit meine eigenen Ideen in die Geschichte einfließen zu lassen.
Ein kurzer Überblick über das Musical:
St. Cecilia – Das katholische Internat ist ein Ort, der das Erwachsenwerden nicht einfach macht. In den Fluren des altehrwürdigen Gebäudes finden Wahrheit, Gefühle und Ängste nur im Dunkeln ihren Platz. Die Hauptcharaktere Peter und Jason sind Zimmernachbarn, beste Freunde und führen heimlich eine Beziehung. Jason ist der beliebte Vorzeigeschüler, Mädchenschwarm und möchte sich nicht outen. Peter ist von Albträumen geplagt, ein wichtiges Telefonat mit seiner Mutter steht bevor, und andauernd hat er das Gefühl, sich verstecken zu müssen. Peters und Jasons Geschichte sind dabei nur eine von vielen, die das Publikum im Laufe des Musicals gezeigt bekommt.
Die Schüler*innen haben mit den unterschiedlichsten Problemen, die das Erwachsenwerden mit sich bringt, zu kämpfen: Das Finden der eigenen Identität, Sexualität und Rolle im Leben und der Druck, der dadurch auf ihnen lastet.
Repräsentation und Queere Medien:
Die Lebensrealität von queeren Menschen kommt immer mehr in den Medien an, wenn auch deutlich weniger im Mainstream als der heteronormative Standard. Diese Repräsentation voranzubringen und dabei nicht klischeebehaftet zu sein, birgt Herausforderungen. Besonders das Thema “verbotene Liebe” ist keine Neuerung. Der Konflikt ist alt, aber neu interpretiert.
Da das Stück auch “schon” von 2000 ist, ist es natürlich nicht klischeefrei und ein paar Dinge wären heute anders geschrieben worden, diese versuchen wir neu darzustellen und damit aktuell zu bleiben.
Queer und katholisch – geht das überhaupt?
BARE beschäftigt sich mit dem inneren Konflikt der Schüler*innen zwischen ihrer eigenen Realität und dem konservativen Leben, das viel durch den Glauben geprägt ist. Dabei ist der Konflikt nicht “die eine Seite gegen die andere”, sondern in den Charakteren kommen beide Welten vor und sie scheinen nicht so ganz aufeinander zupassen. Das Problem, das entsteht, ist also eher das Vereinen dieser Teile. Ich würde mit meinen Inszenierungen gerne zeigen, dass das doch möglich ist und sich nicht für eine Seite entschieden werden muss. Es gibt nicht die eine Art von queerer Person, denn Menschen sind viel komplexer als Stereotypen.
Der Kurzfilm
Peter und Jason befinden sich zum Start des Musicals schon in einer Beziehung. Ich wollte auch gerne die Geschichte, wie die beiden sich kennengelernt haben und zusammengekommen sind, erzählen. So habe ich mich mit Simon Kühn (DoP – Director of Picture) und Elias Braun (Produzent) zusammengesetzt und wir haben ein Skript geschrieben. Ursprünglich waren acht bis zwölf Minuten Kurzfilm angesetzt, das ist aber ein bisschen aus dem Ruder gelaufen, sodass wir eher bei 60 Minuten Feature Film landen werden. Das weitere Erforschen der Charaktere, wo sie herkommen und was sie hierher gebracht hat, war ein sehr interessanter Prozess. Wir haben darauf geachtet, den Konflikten, die im Musical repräsentiert werden (besonders die Coming-Out Thematik) nicht vorzugreifen, sondern andere Erzählstränge zu finden. Dabei war es uns auch besonders wichtig, nicht in Klischees zu verfallen und die Charaktere nicht oberflächlich, sondern möglichst “echt” wirken zu lassen. Früher hätte ich so eine Geschichte auch gebrauchen können und bin sehr froh, dass ich heute mit vielen begeisterten Menschen an so großen Projekten
arbeiten darf. Es ist schön, dass Queerness nicht mehr als „besonderes“ Thema gilt, sondern immer weiter enttabuisiert wird.
Gleichzeitig passieren auf der Welt gerade so viele Dinge, die für die queere Community sehr schrecklich sind und für mich auch teilweise nicht ganz greifbar. Besonders in diesen Zeiten ist das Arbeiten an Aufklärung, Repräsentation und auch das Zeichen, nicht alleine mit seinen Sorgen zu sein, sehr wichtig. Ich hoffe, dass das Musical und der Film vielleicht für jemanden ge-
nau so etwas bedeuten können und dass danach noch viele weitere Projekte dieser Art folgen werden.
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